Krisenmanagement

 

 

 

 

Jeder hofft, nie in diese Situation zu kommen, in der man das Wissen über Erste Hilfe, Notruf und Krisenmanagement wirklich anwenden muss.

 

Umso besser man aber über das Thema Bescheid weiß umso weniger braucht man es, da man mit der richtigen Einstellung und Planung auf Tour geht.

In dem Fall ist Wissen mal wieder die beste Vorbeugung.

 

 

Zu einem guten Krisenmanagement gehört vor allem erst mal eine akribische Tourenplanung und diese umfasst auch die Dinge wie den Notruf und die richtige Notfallausrüstung.

In dem Artikel werde ich alle möglichen Aspekte behandeln, die zu einem guten Krisenmanagement gehören.

 

 

Der Artikel soll einen Anhaltspunkt liefern und ich freue mich über Anregungen, Ergänzungen und Diskussionen.

 

 

Die VORBEREITUNG der Tour

Tourenplanung

  • großzügiger Zeitplan (umso größer die Gruppe und umso weniger sich die einzelnen Teilnehmer kennen umso mehr Zeit einplanen)
  • Tageszeit, Jahreszeit, Tageslicht 
  • Weglänge, Höhenmeter
  • Wegebeschaffenheit (Eis, Schnee, Geröll, rutschiges Laub, Nässe, …)
  • Schlüsselstellen (braucht jemand von der Gruppe vlt. zusätzliche Hilfe durch Seilsicherung, enormer Zeitfresser)
  • „Unterschlupft“ für Schlechtwetter / Unfälle etc.
  • Rückzugsvarianten / Plan B (Weg schwerer als gedacht, heute nicht so fit, etc)
  • Handynetz / -empfang ?!
  • Material (Packliste machen für verschiedene Aktivitäten, so kann man nix vergessen)
  • Verpflegung (Essen, Trinken, Einkehrmöglichkeiten)
  • Notfallmaterial (Erste Hilfe Set, etc.)
  • Instruktionen und Notfallbesprechung mit Tourenpartner (vor allem bei neuen Tourenpartnern)

 

Wettercheck

  • Wettervorhersage (zuverlässige Webseiten und Apps nutzen: Meteoblue, Deutscher Wetterdienst, Bergwetter, ZAMG)
  • Wetterbeobachtung während der Tour (Wolken, Luftdruck, Wind, …)
  • Unwetterwarnungen

 

Lawinenlagebericht (im Winter, bzw. wenn so viel Schnee liegt, das ein LLB ausgegeben wird)

  • Lawinenlagebericht
  • Geografische Situationen in der Route (Hanglagen, Rinnen, Exposition, Steilheit..)
  • Risikozonen

 

NOTRUF (vor der Tour Gedanken über den Notruf machen, gehört zur Vorbereitung dazu)

 

Notrufnummern

  • Raussuchen der richtigen Notrufnummer, für das Gebiet in dem ich unterwegs bin.
    Europaweit 112 - jedoch kommt man je nach Land, bei der Feuerwehr, Polizei oder Rettungsdienst raus und dann wird dass erst an die richtige Stelle weitergeleitet. Dies kann Zeit kosten.
  • Deswegen empfiehlt es sich spezifische Nummern einzuspeichern, falls es diese gibt.
    z.B Alpinnotruf Österreich 140 / Notruf Schweiz Rega 1414 ….

Damit man diese im Notfall Schnell findet, am besten in den Kontakten mit AAA Notruf Land XY einspeichern, so sind Sie ganz oben uns leicht zu finden. 

 

  • Jeder der Gruppe sollte die passenden Notrufnummern im Handy eingespeichert haben

 

Weiter Infos zur 112

Seit kurzem wird bei der 112 in einigen Ländern der eigene Standort mit verschickt, aber dieser kann auch Falsch sein und um mehrer Kilometer abweichen. Deswegen solltet Ihr IMMER wissen, wo Ihr euch gerade befindet. Macht euch daheim damit vertraut, wo Ihr an eurem Handy/GPS-Uhr die Koordinaten ablesen könnt und vor allem achtet darauf, dass das richtige Koordinatensystem eingestellt ist. (Aktueller Standart ist das UTM-Gitter)

 

Die Notrufnummer 112 kann auch gewählt werden, wenn das Handy nicht entsperrt ist, oder wenn kein Guthaben auf der SIM-Karte ist. Seit kurzer Zeit funktioniert es nicht mehr, wenn KEINE SIM-Karte im Handy ist. Es MUSS eine registrierte SIM-Karte im Handy sein.

 

Wenn mein Handy anzeigt „Nur Notrufe“ heißt dass das ich in meinem Netz (das ich als Vertrag habe) keinen Empfang mehr habe, aber noch das Netz von einem anderen Anbieter empfange.

Das bedeutet dass ich ich einen Notruf absetzten kann, ich kann aber NICHT zurückgerufen werden, sollte die Rettungsleitstelle noch Rückfragen haben. Dies der Leitstelle beim Notruf auch unbedingt mitteilen. Dann wissen die dass sie dich nicht anrufen können und geben eventuell weitere Instruktionen.
Wenn ich dann z.B. höre, dass ein Helikopter im Anflug ist, dann sollte ich nochmal aktiv in der Leitstelle anrufen um den Piloten so nochmal genauere Angaben zu meinem Standort geben zu können.

 

 

Fragen der Rettungsleitstelle -> Die Antworten sollte ich wissen, bevor ich Anrufe!!!

  • Wer ruft an?
  • Was ist geschehen?
  • Wieviele Verletzte? (Sollte sich hier etwas ändern, wieder bei der Leitstelle anrufen, da eventuell mehr Personal benötigt wird)
  • Wo liegt der Notfall Ort? (Ortsbezeichnung, Höhe, bestenfalls GPS-Koordinaten)
  • Wie geht es dem Verletzten? (Bewusstlos, schwer verletzt, …)
  • Wetter? (Wind, Sicht -> Flugwetter Helikopter)

Alpines Notrufsignal -> wenn kein Empfang

 

Optisches oder Akustisches Signal (Licht, Pfeife) 6x Pro Minute, eine Minute Pause, 6x Pro Minute

Antwort: 3x pro Minute, eine Minute Pause, 3x pro Minute

Auch, wenn man eine Antwort erhalten hat, das Signal weiterfortführend, damit einen die Rettungskräfte auch finden können

Notruf im Ausland

 

Auch im Urlaub kann uns etwas passieren und nicht immer sind wir im Deutschsprachigem Raum unterwegs und nicht überall ist es normal, dass die Leute Englisch können.

Dafür muss man gar nicht mal so weit reisen, z.B. Italien und Frankreich sind Länder in denen Englisch oder Deutsch keine Sprache ist, die jeder irgendwie ein bisschen kann.

 

Wie bereite ich mich vor, wenn ich ins Ausland fahre?
Wenn man in ein Land fährt, mit dessen Sprache man minimal vertraut ist, dann schreibt man sich davor wichtige „Fachbegriffe“, die man zum Melden einen Notfalls benötigt auf und hat diese so Griffbereit und kann spicken.

Es gibt aber auch Länder, da bringt einem ein Spickzettel reichlich wenig, wenn ich versuche ein Tschechisches Wort auszusprechen, dann versteht mein Gegenüber wenig bis gar nix oder was ganz anderes, aber sicher nicht das was ich eigentlich sagen möchte.

Hier gibt es die Möglichkeit, die Unterkunft (Hotel, Campingplatz) die durch den Tourismus eventuell Deutsch oder Englisch spricht anzurufen, denen die wichtigsten Punkte zu dem Notfall mitzuteilen und dann zu beten, für einen den Notruf abzusetzen. In dem Fall ist es extrem wichtig, alle W-Fragen zu kennen und weiterzugeben, ansonsten kann der „Vermittler“ für einen keinen Notruf absetzen.

Einfach ist es, wenn andere Personen vor Ort sind, die der Landessprache mächtig sind und man diese bitten kann für einen den Notruf abzusetzen.

Auch besteht die Möglichkeit den Notruf über sein Heimatland oder ein anderes Deutsch/Englischsprachige Land abzusetzen.

Dabei ist wichtig, dass man in dem Fall die Vorwahl des jeweiligen Landes vor der Notrufnummer wählt.

Beispiel: ich bin in Italien und habe einen Notfall. Dann rufe ich in Innsbruck an, da es die nächste deutschsprachige Rettungsstelle ist und in dem Fall haben Sie auch regelmäßig Grenzüberschreitende Rettungseinsätze mit Italien, dass den Einsatz auch erleichtert. Dabei muss ich dann +43144 wählen um in Innsbruck bei der Leitstelle rauszukommen.

So kann die Rettung zwar etwas länger dauern, aber immerhin kann man sich problemlos verständigen und seinen Notfall vollständig schildern. Die Rettungsleitstelle weiß auch wie und wohin, sie dass dann weitergeben muss, damit möglichst schnell Rettung eintrifft.

 

Notfall-Apps

 

Es gibt verschieden Notfallapps, über die man eine Notruf absetzen kann.

Eine gute App zeichnet dabei aus, dass Sie je nach Netzverfügbarkeit versucht den Notruf über das Internet, dann als Anruf und zu guter Letzt als SMS absetzt, je nachdem wie gut der Empfang ist, dabei wird auch immer der Standort mitgeschickt. Dabei wird der tatsächliche Gerätestandort, also das GPS, des Handys genutzt und nicht wie bei der 112 der letzte Registrierte Standort des Handys im Mobilfunknetz.

Bei vielen Apps kann man sich ein Benutzerprofil anlegen und dabei gleich wichtige Daten, wie Blutgruppe, Allergien, Krankheiten (Diabetes) und Unverträglichkeiten mit einspeichern kann. Diese werden dann bei einem Notruf mitgeschickt.

 

WICHTIG: Damit der Standort mitgeschickt werden kann, muss auch der Standort am Handy eingeschaltet sein. Wenn ich den gerade erst eingeschaltet habe, muss ich noch warten bis das Handy sich geortet hat, bevor man den Notruf absetzt. Viele Apps sagen einem auch auf wie viel Meter genau, der Standort bestimmt ist.

 

Guten Apps sind:

  • Mobile Apps für Notfälle (einfach TelefonApp)
  • 144 (für Österreich)
  • SOS EU ALP (für Bayern, Tirol, Südtirol)
  • Rega (für Schweiz)
  • Nora (Deutschlandweit)

 

Rettungswegpunkte

 

In manchen Gebieten gibt es sogenannte Rettungspunkte. Dort sind Tafeln angebracht, dort steht dann so was wie „Rettungspunkt 8“ drauf. Wenn man dann bei der Rettung anruft kann man sagen. „Wir sind in der Höllentalklamm am Rettungspunkt 8 und der Verletzte ist umgeknickt und kann nicht mehr auftreten. …….“

 

Notfallsender

 

Notfallgeräte die einen Notruf über Satelliten verschicken. Das funktioniert überall, wo freie Sicht zum Himmel besteht und hat damit im Gegensatz zum Handy fast überall Empfang. Problematisch sind Enge Schluchten/Canyons und gar nicht einsetzbar sind diese Geräte in Höhlen.

Die einfacheren und vor allem kleineren Geräte können nur Textnachrichten verschicken, sind dabei autark vom Handy nutzbar, aber auch über Bluetooth koppelbar um z.B. die Handytastur zum schreiben zu benutzen, da man ansonsten zum Tippen einer Nachricht etwas Zeit benötigt.

Die Geräte können zum verschicken von Nachrichten an die Daheimgebliebenen genutzt werden. Die Nachricht kommt dann als SMS auf dem Handy oder einem anderen Notfallsender an und man kann dann auch wieder per SMS antworten.

Jeder Notfallsender verfügt auch noch über eine SOS-Taste, wenn man diese betätigt, wird sofort eine Rettung in Gang gesetzt.

Solange man noch Handyempfang hat, nutzt man natürlich dieses für den Notruf, da es viel einfach ist einen Notruf telefonisch abzusetzen und vor allem Rückfragen sofort geklärt werden können, als wenn der Notruf nur per Textnachricht verschickt wird.

Es gibt auch noch Satelliten Telefone, diese sind dann aber deutlich größer und die Kosten bewegen sich auch in anderen Dimensionen.

Für jeden Notfallsender wir ein aktiver Vertrag benötigt, der je nach Anbieter, monatlich, Jährlich als Abo oder nur bei Bedarf aktiviert werden kann.

 

Zwei mögliche Anbieter sind Garmin InReach oder das Spot, beide nutzen unterschiedliche Satellitensysteme und unterscheiden sich dadurch etwas in der Qualität des Empfangs.

Es gibt bei beiden Anbietern ein kleines und ein großes Gerät. Den Notruf können alle Geräte gleich absetzten, aber die großen Geräte haben mehr Tasten, so dass sich das Gerät einfacher Bedienen lässt.
Und noch andere Funktionen außer der Satellitenkommunikation haben.

 

Ich nutze ein Garmin InReach Mini mit dem kleinsten Vertrag im Abo. Je Nach ausgewähltem Gerät liegen die Anschaffungskosten bei 200€-600€ und mehr. Dazu kommt noch der monatliche Vertrag, dieser kostet mich 15,00€ da ich ihn im Abo nutze.

Nicht ganz günstig, aber es ist so ein bisschen wie der Airbag im Auto, man hat Ihn und hofft es aber nie zu brauchen und da finde ich das Geld gut investiert.

 

ABER: Wenn man so ein Gerät hat, muss man sich damit auseinandersetzen und sich einarbeiten. Wie funktioniert mein Gerät? Welche Funktionen hat mein Gerät? Wie läuft ein Notruf ab, wenn ich die SOS Taste drücke?
Und welche Funktionen hat mein Gerät sonst noch? (Livetracking, Wetterbericht abrufen, etc)

 

weiter Maßnahmen, damit Notfälle erst gar nicht eintreten

 

 

VERHINDERN durch gute Planung

 

  • Welche Sicherheits- und Sicherungstechnik benötige ich auf der Tour?
  • Ist meine Ausrüstung einwandfrei und auf dem aktuellen Stand der Technik?
    (Rückrufaktionen beachten)
  • Tourenauswahl, Wie fit bin ich und meine Tourenpartner
  • Ausrüstung, Erste Hilfe Ausrüstung, ausreichend Warme und vor Witterung schützende Kleidung
    ausreichend Essen & Trinken

 

 

VORSICHT auf Tour

  • rechtzeitig Entscheidungen treffen
  • Warnungen (z.B. vom Hüttenwirt) und Alarmsignale ernst nehmen
  • Ehrlich zu sich selbst und den Tourenpartnern sein, wie es einem heute geht.
  • Mut zum umdrehen

Beobachten

  • Gruppe (Wie geht es allen einzelnen?)
  • Wetter (Passt die Vorhersage mit dem Tatsächlichem Wetter zusammen?)
  • Äußere Verhältnisse (z.B. mehr Schnee als erwartet,...)

 

Erkennen

  • Gefahren (Weg vereist, Altschneefeld, ...)
  • Risiken
  • Probleme von Gruppenmitglieder etc.

 

Reagieren

  • Pause
  • Umdrehen
  • Route/Ziel ändern

 

KOMPETENZ (gut ausgebildet zu sein ist der beste Sicherheitsgewinn)

 

Technisch

  • Sicherung, Sicherungstechnik
  • Routenwahl und -planung
  • Gehtechnik
  • Wahl der richtigen Ausrüstung, Ausrüstung auf dem aktuellen Stand (Rückruf Aktionen beachten, bei Sicherheitsrelevanter Ausrüstung)

 

Medizinisch / notfallbezogen

  • Erste Hilfe -> regelmäßig Erste Hilfe Kurse machen (alle 2-3 Jahre)
    Am besten einen Outdoor-Erste-Hilfe Kurs, ich kann hier das Alpine Rettungswesen aus eigener Erfahrung empfehlen (unbezahlte Werbung da für gut befunden)
  • Notfallmanagement (Wie handle ich in einem Notfall?)

 

Sicher am Berg - Taktische Alpinmedizin

 

Wie man im Notfall (Unfall) handeln sollte, was wichtig ist vom Ablauf her und wie man das ganze durchführt

hat der Österreichische Alpenverein in seinem YouTube Kanal über mehrere Videos sehr gut erklärt.

 

Die Videos ersetzen zwar keinen Erste Hilfe Kurs, aber sind eine gute "Auffrischung"

 

Zur Playlist
Taktische Alpinmedizin

 


 

Ich hoffe der Artikel hilft euch dabei eure eigenen Touren besser und sicherer zu planen.

Und auch wenn man sich mit dem Thema Unfall ungern auseinandersetzt, macht es einfach Sinn, sich im Vorfeld Gedanken über das "Was wäre wenn?" Gedanken zu machen um dann im Fall der Fälle ruhig und besonnen reagieren zu können.

 

 

Wenn euch noch weitere Punkte einfallen, die für ein gutes Krisenmanagement wichtig sind, freue ich mich über eure Anregungen.

 

Teilen und weitersagen erwünscht, damit möglichst viele Sicher in den Bergen unterwegs sind.

 

Aber genug der Notfälle

Ich wünsche euch schöne und unfallfreie Bergtage.

Kommentar schreiben

Kommentare: 0