Seltsame Zeiten erfordern umdenken, Spontanität und Kreativität.
Ich habe gerade zwei Wochen Urlaub... eigentlich sollte dieser mit dem Stuiben Trailrun im Ötztal beginnen und im Anschluss sollte es direkt weiter nach Slowenien zum Wandern und Klettern gehen.
Aber wir haben das Jahr 2020, das Corona Jahr, ta ta ta dammm..... die Ausgangsbeschränkungen sind gerade überstanden, überall herrscht Maskenpflicht und man darf nicht ohne triftigen Grund über die Landesgrenze, Bergsteigen ist leider kein triftiger Grund.
Also ist Umdenken und neue Pläne aushecken angesagt. Felix nutzt die Zeit um seinen Camper weiter auszubauen und ich packe meine sieben Sachen für einen drei Tage Mädls Trip im VW Bus nach Berchtesgaden.
Das Wetter schaut gut aus, und mit Vorfreude geht es los zu unserem ersten Ziel, die Kampenwand. Eigentlich total überlaufen, deswegen war ich dort auch noch nie,
aber eben nicht in Zeiten von Corona. Nach ein kurzen Anfahrt bin ich auch schon in Aschau. Auto parken, mich und die Mädls fertig machen und schon geht’s los.
Riis und Fala sind motiviert, ich versuche Ihnen klar zu machen, dass wir heute wirklich gemütlich unterwegs sind, da ich für morgen was großes geplant habe. Heute also nur „warmlaufen“ und die Kräfte für morgen aufsparen. Auf einem leicht ansteigenden Pfad geht es hinauf, dann weiter auf der Forststraße. Bääh jetzt weiß ich warum ich hier noch nie war, voll der Touri Berg, die Wege ausgebaut zu Autobahnen. An einer Baustelle an einer Alm kommen wir auch noch vorbei, bevor wir uns dem letzten Gipfelanstieg nähern.
Das sieht dann schon eher nach meinem Geschmack aus, endlich wird es felsiger. Hier kann ich dann einfach nicht mehr gemütlich hinauf wandern und wir geben Gas. Die Mädls werden von den Leuten sprachlos beäugt, wie sie hier in Windeseile den Berg hinauf kraxeln. Tatsächlich ist der letzte Anstieg zum Gipfel gespickt mit kleinen Kraxelpassagen, die Mädls können alles eigenständig meistern und es stimmt uns so ein bisl auf morgen ein. Am Gipfel halten wir einen kurzen Plausch mit einer anderen Gruppe, natürlich mit dem erforderlichen Sicherheitsabstand zwischen uns ;-)
Man merkt das es die Kampenwand ist, denn obwohl keine Seilbahn fährt, es unter der Woche, außerhalb der Ferien ist und das Wetter wolkig ist mit fast keiner Sicht sind hier immer noch einiges an Leuten unterwegs. Vom Gipfel steige ich nach Süden ab, hier gibt es noch zwei kleine Drahtseilstellen, an denen man eventuell den Hund unterstützen muss, da es für eine kurzes Stück fast senkrecht hinab geht. Auf einem schmalen Pfad umrunde ich jetzt die Kampenwand. Man merkt, dass dies nicht der Touri Weg ist, denn er ist schmal, wenig begangen und ich treffe nur eine Person auf dem Weg. Hier kommt wieder das richtige Bergfeeling auf. Der kleine Pfad spukt uns wieder an der Bergstation aus, hier war auch wieder Schluss mit der Einsamkeit. An einer kleinen Alm habe ich dann als Ausnahme eine Einkehr eingebaut. Mit Maske und Personendaten aufnehmen und all dem Zeug. Schon mal spannend zu sehen, was die Hüttenwirte jetzt alles so beachten müssen. Das ist auf einer Hütte natürlich viel umständlicher als in einem Hotel/Gasthaus im Tal. Nach der kurzen Pause sind wir den restlichen Abstieg gemütlich zurück zum Auto. Unsere gemütliche Runde waren dann doch 17,5km mit 1200hm. Im Auto habe ich es mir erst mal gemütlich gemacht und meine Beine mit der Blackroll noch etwas gutes getan.
Dann meine sieben Sachen wieder im Auto verzurrt und weiter nach Berchtesgaden gefahren. Dort auf meinem bewährten Parkplatz geparkt, ich war dort nicht der einzige Bus, wir waren also in guter Gesellschaft. Nach einem leckeren Abendessen habe ich noch eine kleine Abendrunde mit den Hunden gedreht, anschließend noch fein säuberlich meinen Rucksack gepackt, denn da wo ich morgen unterwegs bin, hat nix offen, also genügend zu essen für uns drei, Warme Klamotten und die so wichtige Notfallausrüstung in der Trailweste verstaut.
Danach richtete ich mir mein Bett ein und kroch in den Schlafsack, der Wecker würde morgen um 5:20Uhr klingeln...
Klingel lingel ling.... ich schlug die Augen auf, es war bereits hell, der Vorteil im Sommer mit den langen Tagen... die kleine Stirnlampe war natürlich trotzdem in der Trailweste dabei. Zu erst haben die Hunde Ihr Frühstück bekommen, auch Fala hat zum Glück alles aufgefressen, wenn sie merkt das etwas besonderes ansteht (also auch ich aufgeregt bin, weil es halt nicht nur ne normale Tour ist) dann hat sie in der Vergangenheit meist Ihr Futter verweigert, was natürlich super ist, wenn man dann 12h und länger unterwegs ist...
Aber seid der Futterumstellung hat sie bis jetzt noch nie Ihr Futter verweigert, ich bin also positiver Dinge das es so bleibt. Danach noch meine eigenen Frühstück verputzt und dann mit dem Auto in ein paar Minuten zum Königssee Parkplatz. Jetzt nur noch die Hunde und mich fertig machen und los gings. Nach 500m fing es an leicht anzusteigen und ich dachte mir nur „Fuck“ meine Stöcke... die liegen noch im Auto. Ich hatte sie Extra zu den Hundegeschirren gelegt. Also wieder zurück die Stöcke holen und dann aber wirklich los hinein in diesen tollen Tag. Bei einer langen Tour mit vielen Höhenmeter habe ich immer Stöcke dabei, da man so wunderbar die Beine entlasten kann. Zu erst ging es auf breiten Wegen hinauf zur Achenkanzel, perfekt um warm zu werden. Von dort machten wir uns über den Rinklsteig hinab nach St. Bartholomä. Der Rinklsteig ist nur was für geübte Teams, es gibt einige Stellen an denen der Weg gerade breit genug für beide Füße ist und daneben geht es fast senkrecht hinab zum Königssee. An den schwierigsten Stellen sind zwar Drahtseile angebracht, aber vor allem im Frühjahr kann es immer sein, dass an der ein oder anderen Stelle eine Sicherung rausgebrochen ist oder der Weg abgerutscht ist. Hier sind uns dann ein paar flotte Trailläufer begegnet die den Königssee auf dem kürzesten Weg umrundet haben. Wir hatten etwas anderes vor.. ich wollte ja nen paar Höhenmeter machen und die erste Ultra Distanz in dem Jahr. Deswegen sind wir das ruhiger angegangen, da im hinteren Teil sicher noch die ein oder andere anspruchsvolle Stelle auf uns wartet. Als wir in St. Bartholomä angekommen waren, war es dort menschenleer, keine einzige Person war außer uns dort. Ich weiß nicht ob dies ohne Corona Untertags jemals der Fall ist. Von dort ging es ein kurzes Stück direkt am Königssee entlang, bevor uns die Felsen wieder in die Höhe zwangen, da diese dort senkrecht zum See abfallen.
Unser nächstes Ziel war das Kärlingerhaus, davor galt es jedoch die Saugasse zu überwinden. Das ist ein schmaler Einschnitt zwischen Zwei Gipfeln in dem sich der Weg in zig Serpentinen steil hinauf windet. Davor ging es jedoch erst mal durch einen Wald hinauf, wo wir an einer kleinen Hütte die erste Pause einlegten, nur kurz etwas Essen und trinken. Am Ende der Saugasse hat es dann zu tröpfeln angefangen, eigentlich war heute Sonne mit Wolken angesagt und nicht Wolken mit Regen und ab und an mal Sonne. Zum Glück hörte es auch recht bald wieder auf. Am Ende der Saugasse fing es dann mit den Schneefeldern an, manche klein andere groß. Ein paar konnte man umgehen aber über viele musste man rüber. Hier war Vorsicht angesagt, dass man nicht an ein unterspülte Stelle steigt und dann mal nen Meter tiefer sitzt. Auf dem Weg haben wir dann tatsächlich noch andere Leute getroffen, zwei Männer waren mit großen Rucksäcken und Biwakausrüstung unterwegs und zwei andere waren mit einem Privatboot ans Ende des Königssee geshippert um hier eine Tagestour zu unternehmen. Aber ansonsten waren wir sehr einsam unterwegs. Immer wieder ging es jetzt über Schneefelder, die Temperaturen waren aber angenehm solange man in Bewegung blieb. Nach dem wir einen Hang gequert haben, an dem der komplette Weg weggerutscht war und der Boden eine einzige Matsch-Stein-Mischung war habe ich noch zwei andere Trailrunner getroffen, die auch eine große Königssee Umrundung machen. Nach einem kurzen Plausch und Austausch über die Wegbeschaffenheiten ging es für uns wieder weiter Richtung Wasseralm. Der Weg führte abwechslungsreich über steinige karge Hochflächen mit Schneefeldern und auf Wurzelpfaden durch den Wald. Immer mit tollen Gesteinsformationen in die das Wasser in vielen Jahren die unterschiedlichsten Muster und Rinnen hinein gefressen hat. Als wir an der Wasseralm angekommen waren, hatte die Sonne gerade den Kampf gegen die Wolken gewonnen und wir nutzten die Gelegenheit gleich für die zweite Pause. Unsere Energiereserven mit Bananenbrot für mich und Trockenfleisch für die Mädls wieder auffüllen. Dann wollte ich eigentlich mal wieder ein Lebenszeichen nach Hause schicken, aber Rund um den Königssee hat man quasi keinem Empfang, somit gab es auf der gesamten Runde kein Lebenszeichen von mir. Umso wichtiger das man eine gute Notfallausrüstung im Rucksack dabei hat. Nach einer knappen halben Stunde ging es auch wieder weiter. Zu erst relativ parallel zum Hang entlang, immer mit Blick auf den Königssee beziehungsweise den Obersee. Auch hier musste man wieder darauf achten wo man hinsteigt so dass ich nicht gelaufen, sonder nur flott gegangen bin. Da man auf dieser Seite des Sees einiges an Wegstrecke mit dem Fahrrad zurücklegen kann und dann ab dort zum wandern startet, war hier etwas mehr los und wir begegneten hin und wieder ein paar Leuten, aber immer noch sehr sehr einsam für diese Gegend. Nach der längeren Querung stand uns dann der letzte Anstieg bevor. Erst ein Stück im Wald, in dem die Zerstörung durch den Schneearmen und stürmischen Winter nur zu gut zu sehen war.
Draußen aus dem Wald standen wir Auge in Auge mit einem Steinbock, einige Sekunden schauten wir uns alle in die Augen, bevor der Bock gemächlich verschwand, er hatte gesehen, dass von uns keine Gefahr ausgeht, die Hunde waren ja an der Leine. Fala wusste gar nicht mehr wohin sie schauen sollte, den auf unsere anderen Seite stand noch ein zweite Steinbock. Wenn Fala an der Leine ist und Wild sieht, dann rennt sie mittlerweile nicht mehr wie verrückt in die Leine, sondern sie bleibt auf dem Weg, aber legt den Turbo ein. Auf dem Weg weiter nach oben über zwei Schneefelder tauchte dann eine ganze Herde von Steinböcken auf. Jetzt war der Fala-Turbo vollends aktiviert und wir stürmten nur so die Richtung Scharte hinauf. Da aber auf dem Schneefeld kein Weg vorhanden war, war hier der Fala Turbo nicht so zielgerichtet und ich durfte doch noch aus eigener Kraft die Scharte erklimmen. Dort oben traf ich dann noch zwei Junge Männer, die auf der Suche nach Höhlen waren und diese dann erkundeten. Schon immer wieder interessant, wenn man so alles in den Bergen trifft. Auf der anderen Seite erwartet uns ein Schneefeld vom feinsten. Etwa 200hm konnte ich jetzt laufend und rutschend in Windeseile hinab sausen. An einem kleinen See waren noch zwei Familien, bei denen ein paar Verrückte in den See gegangen sind, der an der einen Seite noch zugefroren war und der Schnee hineinragte. Brrr das wäre mir wirklich zu kalt. Von dort ging es jetzt stetig auf einem kleinen Pfad bergab, der mich irgendwann an einer kleinen Alm ausspukte. Nun war ich entgültig wieder im Tageswandergebiet angekommen, ab hier begegnete ich jetzt regelmäßig wieder anderen Wanderern und MTBlern. Bis zur Mittelstation der Jennerbahn ging es jetzt auf Forststraßen dahin, ab der Station konnte ich dann wieder nen Trail bis in die Stadt hinab saußen. Kurz noch durch Berchtesgaden hindurch und dann bin ich auch schon am Auto. Zwölf Stunden waren wir jetzt mit allen Stopps für Fotos, Essen, etc. unterwegs und sind einen wunderschönen Ultra mit einigen Höhenmetern um den Königssee gelaufen, es sind 55km und 3300hm zusammen gekommen, auf teils recht anspruchsvollen Wegen.
Als Erstes habe ich die Hunde versorgt, Geschirr aus, nen Napf mit Trinken hingestellt und dann mit einem kleinen Snack ab in die bequeme Hundebox. Ich habe mich dann um mein Kram gekümmert, dass beste ist immer der Moment, wenn man die Schuhe auszieht und dann Barfuß rumläuft. Nach dem ich alles im Auto verstaut habe gab es für uns drei das Abendessen, ich habe dann noch meine Beine mit der Blackroll massiert, damit wir morgen wieder fit sind und mir dann noch einen geeigneten Platz für die Nacht gesucht.
Am nächsten Morgen haben wir etwas länger geschlafen, da wir heute nur eine kürzere Runde drehen werden. Nach dem Frühstück habe ich erst mal eine eine Yoga Einheit mitten im Wald gemacht. Es tat so gut die Muskeln zu stretchen und sich im Flow zu bewegen. Anschließend ging es zum Startpunkt unserer Tour, das heutige Ziel ist der Berchtesgadener Hochthron und anschließen eine Umrundung des Plateaus mit dem Mitterberg als weiteren Gipfel.
Heute waren wir gemütlicher unterwegs, die Beine fühlten sich jedoch trotz der langen Tour gestern sehr gut an, kein Muskelkater nur etwas schwerer als normal. Auf einem wunderschönen Weg ging es hinauf und so gemütlich waren wir scheinbar doch nicht unterwegs, da wir reihenweise die anderen Wanderer überholten. Der letzte Anstieg von der Hütte zum Gipfel haben wir dann nochmal Gas gegeben, es macht einfach zu viel Spaß. Am Gipfel waren ein paar andere, aber es war nicht überfüllt. Ich habe mich dann kurz mit zwei anderen unterhalten, bevor es auch schon weiter ging, einmal um das komplette Plateau herum. Der Weg am hinteren Ende des Plateau verlief direkt an der grünen Grenze zu Österreich, ein bisschen seltsam kam man sich dabei schon vor. Auf einmal macht man sich Gedanke über Dinge die man ansonsten noch nicht mal beachtet. Über viele Schneefelder und vom Wasser geformte Gesteinsformationen führte unserer Weg zum Gipfel des Mitterberg. Dort oben gab es dann die nächste Kuriosität, das Gipfelkreuz steht in Deutschland, dass Gipfelbuch steht zwei Meter entfernt in Österreich. Also kein Eintrag ins Gipfelbuch, ich weiß auch so, dass ich hier oben war. Auf der Umrundung des Plateau habe ich sage und schreibe 4 Leute getroffen, es ist immer wieder toll wie man abseits der Hauptroute einsam unterwegs sein kann und die Natur gleich ganz anderes wahrnimmt und auch öfter Wildbegegnungen hat. Über den Hirschangerkopf ging es auf einem schmalen Weg zurück zum Störweg, dem Normalweg zum Hochthron. Auf diesem kleinen Pfad auf dem Plateau fühlte man sich in einer anderen Welt, der Pfad wird so wenig begangen, dass nur im Wald ein Weg existierte, auf der Almwiese musste man schon sehr genau schauen um zu erkennen, wo die Wegspur ist. Hinab ging es dann die restlichen Höhenmeter auf dem Normalweg zurück zum Auto. Aus einer entspannte Tour nach einem Ultra sind bei uns dann doch 24km mit 1530hm geworden. Aber die Beine haben sich heute einfach noch ziemlich gut angefühlt, deswegen mussten wir heute das schöne sonnige Wetter einfach ausnutzen.
Am Auto habe ich dann noch kurz entspannt einen Tee gemacht sowie etwas gegessen, bevor ich mich auf die Heimfahrt gemacht habe. Ich finde es angenehm, wenn man am Auto erst mal kurz durchatmet, bevor man sich auf den Heimweg macht und so den Tag entspannt ausklingen lässt.
So schnell waren die drei Tage auch schon wieder vorbei, aber es waren drei Tage vollgepackt mit Bergen und Natur. Drei Tage weit weg vom Alltag, einfach nur meine Mädls und ich zusammen in den Bergen.
Track zu den Touren:
(Ich war etwas anders unterwegs um in Deutschland zu bleiben)
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