Wochenlang hatte ich meinem ersten Ultra entgegengefiebert. Ich war doch etwas aufgeregt, vor allem da mein Testlauf beim Stuibenrun, aufgrund von Krankheit, leider ins Wasser gefallen war.
Doch diesmal war ich gesund und so stand dem Rennen nichts mehr im Wege.
Den Freitag hatte ich mir extra frei genommen um in Ruhe alles packen zu können. Am späten Nachmittag ging es dann endlich los. Die Riis durfte mit auf dieses große Abenteuer, die Entscheidung ob Riis oder Fala fiel mir nicht schwer, denn bei so vielen Menschen, der langen Strecke bei den warmen Temperaturen, ist die Riis einfach der bessere Hund, denn sie zieht die gesamte Zeit mit einem angenehmen Zug konstant durch und lässt sich durch nichts von Ihrem Job ablenken. Auch an den VP (VerpflegungsPunkten) war es Ihr egal, wenn einfach ungefragt Leute sie angefasst haben. Und da Riis nur moderat, aber dafür sehr konstant zieht, hatte ich auch keine Angst, dass sie bei der Hitze kollabiert.
Mit dem Auto ging es noch schnell zur Sbahn um meinen Freund abzuholen, er wollte mit kommen und in den Bergen dann eine eigene Tour machen, irgend so eine verrückte Gratwanderung.
Nach fünf Minuten Fahrt die Erkenntnis, ich hatte meine Sonnenbrille vergessen, also nochmal zurück, den bei dem Wetter wollte ich definitiv nicht ohne Brille los.
Jetzt aber ab nach Grainau, die Autobahn war schön leer und so erreichten wir in null komma nix Grainau. Der Zugspitz Ultra ist somit, sowas wie ein Homerun. Aufgrund ein paar verwirrend platzierter Schilder haben wir dann vor lauter ratschen den Abzweig verpasst und sind ein paar extra Meter gegangen. Dann nochmal das Auto umgeparkt und dann endlich das Gelände gefunden.
Dort stand zuerst das Startnummer holen auf dem Programm und von dort noch auf dem Weg zur Pasta Party schnell an dem Stand von Khumba vorbeigeschaut um die kostenlosen veganen Energiegels abzuholen, die jeder Starter bekommt. Dabei trafen wir noch ein paar bekannte Gesichter und man tauschte so die wichtigsten Neuigkeiten aus.
Jetzt aber ab zum Essen, Energie tanken. Für mich gab es Reis mit Tomatensoße, da ich Weizen nicht so gut vertrage nahm ich Reis als die Glutenfreie Alternative zu den Nudeln. Dazu gab es für die Veganer eine leckere rustikale Tomatensoße, also ein perfektes Gericht um gscheid Energie für den nächsten Tag zu tanken.
Wir setzten uns Außerhalb der Musikhalle auf die Wiese und genossen den Abend, Riis schleimte sich bei allen möglichen Leuten ein uns kassierte Reihenweise Streicheleinheiten. Von Hier draußen konnten wir aber trotzdem gut dem Racebriefing zuhören. Da ich die Ausschreibung und das Reglement davor schon durchgelesen hatte, war es eigentlich nichts neues für mich.
Danach ging es für uns drei zum Auto, damit wir zeitig ins Bett kamen um morgen fit zu sein. Da war ich mal wieder extrem froh über das Mountaindogsmobil, womit wir einfach auf dem Parkplatz übernachten konnten und dabei doch sehr komfortabel schlafen ohne einen Cent zu bezahlen.
6 Uhr morgens, der Wecker schrillte ich ich sprang aus dem Bett, der Renntag war angebrochen. Jetzt hieß es anziehen, Frühstück machen, nochmals die Ausrüstung kontrollieren und dann waren auch schon Simone und Ihre Mama da, die uns zum Start nach Leutasch fuhren. Danach würden sie von dort selbst eine Tour unternehmen. Auf der Fahrt verputzte ich noch gemütlich mein Müsli und Felix wurden wir an einem Abzweig auch noch los, da von dort seine heutige Tour startete.
Nach einem kleinen Umweg hatten wir den Startbereich erreicht und ich verabschiedete mich von meinem netten Taxidienst.
Jetzt stand noch die Kontrolle des Pflichtgepäcks bevor und dann war noch warten im Startbereich und die mentale Vorbereitung angesagt. Riis ließ sich von den vielen Menschen und der lauten Musik nicht wirklich beeindrucken, Ihr war anzusehen, dass sie endlich loslaufen wollte. Neben mir stand ein Blinder mit seinem Guide, ein sehr beeindruckendes Pärchen und für mich die Helden dieses Rennens. Beim ersten Anstieg habe ich die beiden überholt und es war beeindruckend, wir gut die beiden harmonierten und wie leichtfüßig der Blinde den Trail entlang lief und auf Ansage seines Guides Hindernisse wie große Steine oder Wurzeln meisterte. Die beiden hatten Wanderstöcke mit denen sie im Lokomotiven Stil unterwegs waren. Das war für mich der Inbegriff von „Wo eine Wille ist, ist auch ein Weg.“
Jetzt aber zurück zum Start. Mit dem Final Countdown wurden die letzte Minute eingeläutet und mit dem Abfeuern eines Kanonenschlag ging es los. Die Masse setzte sich langsam in Bewegung, 380 Leute wollten durch den Startbogen und dann ab hinein ins Wetterstein.
Es hatte begonnen, unser erster Ultra. In angenehm gleichmäßigem Tempo lief ich los, erstmal die Muskeln und den Körper warm laufen. Riis fiel nichts besseres ein, als nach 500m erst mal ein großes Geschäft zu erledigen....dabei zogen die Massen an uns vorbei. Als wir dann weiterliefen hatten wir die Meute vor uns und es war nicht einfach jetzt wieder zu überholen, da die Wege immer schmäler wurden und ich dank Riis doch ein ganz gutes Grundtempo drauf hatte. Vor allem Bergauf machte sich mein Allrad und mein Bergtraining bemerkbar und wir nutzten jede Gelegenheit um wieder jemanden zu überholen. 1000Hm standen uns bevor und dass ganze glich einer einzigen Ameisenstraße. Ich war stolz auf Riis, sie tat Ihren Job, lies sich durch nichts und niemanden ablenken und lief einfach voran und überholte auf Kommando.
Wir schraubten uns in wunderschöner Landschaft immer höher und irgendwann stießen wir auf den Trail vom letztjährigen Zugspitz DT, dem wir jetzt ein kleines Stück folgen würden. Endlich war der höchste Punkt erreicht und jetzt ging es über einen wunderschönen Downhill mehr als 1000hm zurück ins Tal. Ich ließ den Downhill gemütlich angehen, da ich nicht jetzt schon meine Oberschenkel schrotten wollte. Unten angekommen lief ich die letzten Kilometer zur ersten Verpflegungsstation (VP) mit einem anderen Trailläufer zusammen. Diese erste Etappe war die längste ohne VP. Die VP war jetzt auch bitter nötig, erst mal gscheid was getrunken und Riis ebenfalls mit Trinken und Futter versorgt, da ich das Hundefutter selber mitschleppte war mein Rucksack etwas voller als die der anderen. Und dann genoss ich das Essen, mein persönliches Highlight waren die Wassermelonen, diese gaben Zucker und Wasser, perfekt bei den warmen Temperaturen. Aber auch sonst ließen sie sich hier nicht lumpen, die VPs waren perfekt ausgestattet mit allem was das Trailrunnerherz begehrt. Obst, Gemüse, Suppe, Riegel, Kuchen, Nüsse und Getränken.
Nach einer ausgiebigen Pause ging es weiter, nun folgten 12km fast eben an der Leutasch (Fluss) entlang. Der Weg und die Landschaft waren schön. Und die Strecke perfekt, um den Beine nach dem Downhill eine Erholung zu gönnen. Riis durfte auch noch in den Fluss springen um sich kurz abzukühlen, mit nassem Fell läuft es sich bei der Hitze doch gleich viel besser. Noch fühlte ich mich gut und genoss es einfach, hier bei diesem Mega Event dabei zu sein. Ich lief locker in der Masse mit, es war echt immer jemand in Sichtweite, dass ist echt der Wahnsinn, so viele Leute die hier mitlaufen. Die Strecke war so was von gut markiert, alle 100m ein Flatterband oder eine sonstige Markierung. Also nix mit Wegfindung wie bei einem Dogtrekking, aber einfach nur laufen und die Landschaft genießen hat auch auf was, vor allem wenn man unterwegs auch noch so gut mit Essen versorgt wird. Apropos Essen, vor lauter Energiespeicher auffüllen habe ich wohl etwas übertrieben und außer Acht gelassen, dass dieses Teilstück absolute Laufstrecke ist. Mein Magen hat deswegen etwas protestiert, aber nach gut der Hälfte der Teilstrecke bis zum nächsten VP hatte er sich auch wieder ein bekommen und bisl verdaut.
Daraus hatte ich gelernt, also ab jetzt mehr trinken und bisl weniger essen, selbst wenn das alles so verlockend daliegt. Aber da jetzt die Teilstrecken bis zur nächsten VP auch nicht mehr so lang waren, würde ich auch nicht mehr so Hunger haben. Und nach einem letzten Anstieg war dann auch der VP erreicht. Für Riis erst mal ein Schattenplatz gesucht und Ihr Wasser hingestellt. Hier gab es leckere Ananas und für Riis ein großes Stück Käse zusätzlich zu Ihrem Trockenfutter. Allzu lang machte ich keine Pause, den in 5km würde uns am wunderschönen Ferchensee schon die nächste VP erwarten. Jetzt folgten 5km feinster Trail, immer im leichten Auf und Ab und fast immer laufbar. Wir waren jetzt so richtig im Flow. Der Weg verlief die ganze Zeit durch den Wald, wodurch es trotzt der warmen Temperaturen zur Mittagszeit angenehm war. Immer wieder passierten wir Streckenposten, meist von der Bergwacht, die es sich gemütlich gemacht hatten und teilweise sogar ein Feuer oder den Grill an hatten und einfach nur den schönen Tag genossen. Ziemlich schnell tauchte dann auch schon der Ferchensee in Sichtweite auf. Riis durfte in diesem wunderschönem Badesee auch gleich noch eine Runde schwimmen. Und schon war der nächste VP erreicht. Hier holte sich Riis erst mal eine Reihe Streicheleinheiten von anderen Teilnehmern ab und ich stärkte mich in der Zeit und fühlte meine Flaschen auf, denn jetzt standen uns 14km bevor. Und diese sollten verdammt hart werden...
Es ging weiter auf einem fetten prügelhartem Forstweg ohne Schattenspenden Bäumen. Wir liefen immer wieder kleine Teilstrecken, aber nicht nur bergauf sondern auch in der Ebene bin ich viel gewalkt. Es war einfach sooo heiß und der Weg total langweilig, so dass einen noch nicht mal die Landschaft von der Eintönigkeit ablenken konnte. Wir hatten jetzt gut 30km hinter uns auch die anderen Teilnehmern machte der Weg hier zu schaffen, denn die meisten waren zum Walken übergegangen. Mal ratschend aber meist Stillschweigen ging jeder seinen Trott. Es war beruhigend, dass ich nicht die einzigste war die hier zu kämpfen hatte. Aber ich war jetzt im Dogtrekking Trott, einfach einen Fuße vor den anderen setzten, immer wieder und wieder und irgendwann ist auch der längste Forstweg vorbei. Und mit dem wechseln des Weges kehrte auch wieder die Energie zurück.
Riis war auch wieder deutlich motivierter, da jetzt durch Bäume auch wieder Schatten war und der Trail einfach abwechslungsreicher ist. Gegenseitig wieder motiviert lief der Rest zur nächsten VP auch wieder ganz gut, aber wir waren dann doch mehr als froh als wir diese endlich erreicht hatten.
Hier würde ich uns eine etwas längere Pause gönnen. Energie- und Wasserspeicher wieder auffüllen. Leider musste ich hier auch meine Neurodermitis geplagten Beine versorgen, denn die Haut war ausgetrocknet wie ne Wüste.... Da wurde ich dann auch gleich von einem Bergwachtler angesprochen ob den alles Ok sei. Ich bestätigte das und meinte nur, leider sehen meine Beine zurzeit immer so aus, aber ansonsten gehe es mir prächtig.
Nach der Pause ging es mit neuem Elan weiter, denn das Höhenprofil versprach endlich wieder Höhenmeter, eine wahre Motivation nach dieser langen Ebene. Doch bis es richtig losging hieß es noch etwas Forstweg laufen, doch dann endlich der Abzweig und kurz danach der ersehnte Singletrail. Schon nach wenigen Metern kam mir der Trail bekannt vor, denn vor Knapp einem Jahr sind wir diesen beim Zugspitz DT hochgelaufen, nur war es da schon dunkel. Jetzt wusste was mir bevorstand. Erst ging es sanft ansteigend in ein wunderschönen grünen Talkessel, bevor sich der Weg in steilen Serpentinen eine gefühlt senkrechte Wand empor wand. Dieses Wissen war irgendwie gut, denn ich wusste was mir bevorstand. Riis und ich legten einen Zahn zu und überholten vor allem dann im steilen Gelände so gefühlt jede Minute eine Person. Berge sind einfach unser Ding, hier können wir unsere Stärken ausspielen. Oben angekommen wurden wir schon mit Applaus und Anfeuerungsrufen begrüßt, jetzt nur noch ein kurzes Stück Forstweg und dann hatten wir die vorletzte VP erreicht. Ich ergatterte mir einen stärkenden Fruchtsaft und wie schon gewohnt gab es Wassermelonen und diesmal auch wieder Riegel. Riis bekam Käse und diesmal auch nen Stück Wurst, bei so nem Event gibt's auch mal ne Ausnahme...
Nach einer kurzen Pause ging es weiter, kurz darauf passierten wir das Schild „noch 10km to go“, nun war unser Ehrgeiz geweckt und wir gaben nochmal richtig Gas, am höchsten Punkt an der Alspix wurde Riis von einem netten Bergwachtler etwas zu trinken angeboten, aber da sie gerade erst getrunken hatte, wollte sie gar nichts. Von hier oben bot sich uns eine sensationeller Blick hinab nach Garmisch, dort runter ging es jetzt....1200hm bergab, hoffentlich halten die Knie. Unter Einsatz der Stöcke lief ich hinab und auch hier ging es weiter mit dem überholen. Hier merkte ich einfach, dass ich dieses Gelände gewöhnt bin und nicht lang überlegen muss wo ich am besten hin steige, dass machen meine Füße allein. Denn Flachländern fehlt das einfach, sodass ich nochmal fleißig überholen konnte. Nach einem wunderschönen Singletrail kam die letzte VP, dort gönnte ich mir ein veganes Energiegel mit Koffein, dies würde mir den nötigen Kick für den jetzt bevorstehenden langen Downhill geben.
Noch 5km, davon 3km bergab mit 1000hm, dass würde knackig aber auch spaßig werden, also jetzt nochmal Konzentrieren und so schnell wie möglich den Berg hinab. Die Leine hängte ich mir durch den Gurt, so dass die Leine exakt so lang war, dass Riis gut hinter mir laufen konnte, aber ohne das die Leine durchhängt. Ich hatte dadurch beide Hände frei und nutze meine Stöcke beim Bergablaufen. Dass entlastet super die Knie und gibt zusätzlich Stabilität wodurch ich schneller bergab rennen kann. Nach einem langen aber schönen Downhill erreichten wir Hammersbach. Jetzt standen uns noch gut 2km Asphalt bevor. Ich schickte Riis wieder vor und lief. Dabei ignorierte ich meine Protestierenden Füße und Beine und lief einfach nur der Riis hinterher. Riis war der hama sie machte den Anschein als könne sie noch ewig so weitertraben, meine Ultramaus. Ich lief jetzt einfach nur, am Wegesrand hatten die Einheimischen Kinder motivierende selbstgemalte Plakate aufgehängt. Und ich sage euch, diese Plakate wirken Wunder. Ich freute mich auf jedes und über die motivieren Zeilen die darauf standen. Trotz alledem zog sich der letzte Kilometer endlos, ich wusste gar nicht wie lang ein Kilometer sein kann... Vor uns tauchte noch ein anderer Läufer auf, der Ehrgeiz meldete sich zurück. Und ich zog das Tempo nochmal an, Riis brauchte ich nichts zu sagen, sie puschte mich nochmal richtig. Und so überholten wir den Läufer sogar noch vor dem Ziel und finishten unseren ersten Ultra nach 10h59min02sek. Damit landeten wir in meiner Altersklasse auf dem 14. Platz, damit war ich mehr als zufrieden.
Nun holte ich mir noch meine Medaille und das FinisherShirt ab, ein tolles Shirt von Salomon, dass sich echt sehen lassen kann.
Felix war von seiner Tour auch schon zurück und hatte meinen Zieleinlauf mitverfolgt. Gemeinsam gingen wir zum Auto. Während ich dann noch schnell unter die Dusche sprang, kümmerte sich Felix um Riis und versorgte sie mit einer fetten Portion Fressen, dass hatte sie sich mehr als verdient.
Danach ging es für uns auch schon zurück nach Hause, denn morgen ging es für uns auf die Outdoor in Friedrichshafen, die größte Outdoormesse, mit allen Neuheiten für den Sommer 2019.
Ein Paradies für mich als Ausrüstungsfreak.
Somit endet der ZUT 2018 für uns mit einem sensationell schönen Tag in den Bergen, einer tollen Teamleistung von Riis und mir, mit einem überraschend gutem 14. Platz.
Ich freue mich schon auf meine nächsten Trailruns und vor allem geht es in 2 Wochen schon wieder ins Zugspitzgebiet zum Zugspitz Dogtrekking.
Da es mein Heimgebiet ist, kann ich da gar nicht oft genug hin, denn es ist wunderschön dort und es gibt immer noch so viel neues zu entdecken.
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